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WIR - Bürger für Ingersheim (Archiv)

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WIR - Bürger für Ingersheim | 21.03.2018 – 28.03.2018

3.Vortrag zur Vortragsreihe "DER NECKAR"

Am Montag, den 12.3.18 lud der Verein Flur und Verkehr e.V. gemeinsam mit den beiden Wählervereinigungen WIR-Bürger für Pleidelsheim und WIR-Bürger für Ingersheim zu einem weiteren Vortrag über den NECKAR ein. Nach den Themen „NECKAR – Verkehr /Neckarausbau“ und „NECKAR – Strom / Wasserkraft“ folgte nun die Betrachtung des „Neckars als Natur(erlebnis)“.

Die Schönheit der Natur vor Ort präsentierte Karin Zimmer (WIR-Bürger für Ingersheim und BUND-OV-Vorsitzende Ingersheim) als Vertretung von Conrad Fink, der krankheitsbedingt absagen musste. Dr. Steffen Ochs vom Regierungspräsidium Stuttgart, Leiter des Referats 52 Gewässer und Boden, berichtete über den Stand der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie und Frau Dr. Christine Baumgärtner vom Verband Region Stuttgart stellte verschiedene Planungen und Projekte im Rahmen des sogenannten „Landschaftspark Region Stuttgart“ vor.

 

Rund 70 interessierte Gäste konnte Christel Staudenmaier von WIR-Bürger für Pleidelsheim im Bürgersaal von Pleidelsheim begrüßen. Darunter auch der Landtagsabgeordnete Daniel Renkonen von den Grünen.

Aus dem Verein Flur und Verkehr e.V. und den in Ingersheim und Pleidelsheim aktiven Gemeinderatsgruppierungen von WIR hat sich ein 4-köpfiges Team gebildet, das zum Thema Neckar eine dreiteilige Vortragsreihe organisierte. Im kommenden Herbst sollen die Vorträge in einem Runden Tisch zusammengeführt werden. Michael Burmeister, Horst Polauke, Christel Staudenmaier und Karin Zimmer, die die Veranstaltungen organisierten, ist es ein Anliegen, die Chancen und die damit einhergehenden Gefahren der unterschiedlichen Nutzungsarten des Neckars aufzuzeigen.

An diesem Abend sollte es darum gehen, die Schönheit der Natur entlang des Neckars hervorzuheben, gleichzeitig auch einen Blick auf die Wasserqualität zu werfen und Aktivitäten zu Naturerholung entlang des Neckars aufzuzeigen.

 

Karin Zimmer, von WIR-Bürger für Ingersheim und Vorsitzende des BUND-OV-Ingersheim, nahm die Besucherinnen und Besucher mit zu ihren Lieblingsplätzen am Fluss. „Mein Ziel ist es, Sie für die Natur zu sensibilisieren“, begann Karin Zimmer ihren Vortrag und mahnte: „Als Gäste in der Natur müssen wir ihr mit Respekt begegnen.“ Zunächst erläuterte sie den rechtlichen Rahmen der Schutzgebietsziele von Natura 2000, insbesondere den Bereich „nördliches Neckarbecken“. Es handle sich dabei um 15 nicht zusammenhängende Teilgebiete - kleine „Schutzgebietsperlen“ entlang des Neckars. Ziel wäre ein durchgängiges grünes Band, was aber nur schwer erreichbar sei, weil die Konkurrenz um Flächen für Siedlungsgebiete und Landwirtschaft in unserer Gegend sehr stark ausgeprägt ist. Sie nahm uns mit an ihre Lieblingsplätze entlang des Neckars und präsentierte Eidechsen, Schmetterlinge, Blumen, Schwäne und Eisvögel, Muscheln und Neckarkies. Auch der Storch sei bereits wieder im Wiesental, um sein Nest zu besetzen.

 

Anschließend an die Präsentation über das Leben am und im Wasser setzte Dr. Steffen Ochs den Vortrag mit einer Analyse des Neckarwassers fort. Als Leiter des Referates Gewässer und Boden im Regierungspräsidium Stuttgart ist er unter anderem für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie zuständig, die von der EU angestoßen wurde.

Eine umfassende Wasserpolitik, gepaart mit einer nachhaltigen umweltverträglichen Nutzung der Gewässer ist das Ziel dieser Richtlinie, so Dr. Ochs. Vor allem eine Ländergrenzen überschreitende Zusammenarbeit sowie die aktive Öffentlichkeitsbeteiligung und das Erreichen von einheitlichen Qualitätszielen für Gewässer werden in Baden-Württemberg bereits mit konkreten Planungen angestrebt.

Bild: Dr.Steffen Ochs vom RP Stuttgart referierte zur Umsetzung der WRRL

Diese Bewirtschaftungspläne umfassen den Belastungszustand der Gewässer, sowie Messwerte, Handlungsfelder, verortete Maßnahmen mit Karten und Kostenschätzungen. Besonders betrachtet werde der ökologische Zustand mit Hilfe des Phytoplanktons und der Fische, die ein sogenanntes biologisches Gedächtnis sind. Weiter werde der chemische Zustand untersucht. Genauer gesagt wird der Neckar permanent auf 46 verschiedene Stoffe überprüft, wobei der Referent einräumte, dass der Gesamtzustand des Wassers schlecht sei.

Der Neckar stelle bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie eine Herausforderung dar, weil hier die Sondersituation eines hohen Gefälles herrsche. Der Fluss wurde durch die vielen Aufstauungen und Wasserkraftanlagen zerschnitten, was vor allem für wandernde Fischarten schier unüberwindbare Barrieren darstelle. Die Urbanisierung mit ihrer hohen Siedlungsdichte und des daraus resultierenden hohen Anteils an gereinigtem Abwasser am Neckarwasser sei nicht förderlich für die angestrebte Wasserqualitätsverbesserung.

Dr. Steffen Ochs machte deutlich, dass ohne die Herstellung einer Durchgängigkeit, das Anlegen von Habitaten, die Anbindung der Altneckarabschnitte und die Verbesserung der Mindestwassersituation ein ernüchterndes Bild des Neckars zurückbliebe. Das Regierungspräsidium wolle alles daran setzen, die Wasserrahmenrichtlinie zum Erfolg zu führen, keinesfalls dürfe es eine Herabsetzung der Ziele geben.

 

„In der Region Stuttgart leben 2,7 Mio Einwohner auf 3.654 km², d.h. die Einwohnerdichte beträgt 750 EW/km², verteilt auf 179 Städte und Gemeinden, von denen 65 % weniger als 10.000 Einwohner haben“, führte Frau Dr. Christine Baumgärtner, vom Verband Region Stuttgart, in ihren Vortrag über die Planungen und Projekte entlang des Neckars ein. Auf die verbliebenen Freiflächen der Region laste ein enormer globaler Wirtschaftsdruck.

Mit einer Darstellung der Siedlungsdichte von den 1950er Jahren bis hin zu einer Prognose für das Jahr 2050 ging ein Raunen durch den Bürgersaal. Die Siedlungsfläche schien die Freiflächen „aufzufressen“. Nach Ansicht der Region reiche es nicht mehr aus, Freiflächen mit der Ausweisung von Regionalen Grünzügen zu sichern. Man wolle deshalb Masterpläne erarbeiten, die zusammenhängende Flächen in einem Landschafts- und Regionalpark sicherstellen. Die Kosten würden durch sogenannte Ko-Finanzierungen erfolgen, was in Deutschland einzigartig sei. Ein Ziel sei die Aufwertung und Rückgewinnung von Flächen.

Mit einem Budget von 1,5 Mio € fördert die Region jedes Jahr Maßnahmen aus dem Masterplan. Die Städte und Gemeinden, die ein Projekt bewilligt bekommen, müssen sich mit 50% der anfallenden Kosten an der Finanzierung beteiligen. Bis heute konnte die Region 230 Projekte mit insgesamt 17,5 Mio € bezuschussen. Entlang des Neckars wurden davon 6 Mio € investiert.

Frau Dr. Baumgärtner stellte verschiedene Projekte vor, die als impulsgebend betrachtet werden, wie z.B. verschiedene Maßnahmen in Esslingen und die Zugwiesen in Ludwigsburg. Die Schaffung von Zugängen zum Wasser, Aussichtspunkte, Radwege und Aufenthaltsmöglichkeiten am Neckar stehen dabei im Vordergrund.

Bei der anschließenden Diskussionsrunde wurde deutlich, dass sich die Menschen um den Zustand des Neckars sorgen. Ein Pleidelsheimer Besucher regte an, die Schiffsanlegestelle in Pleidelsheim wieder in Betrieb zu nehmen.

Das Fazit: Der Schutz des Naturraums Neckar ist absolut vorrangig, die Güte des Wassers essentiell für unsere Lebensqualität und es besteht der Wunsch nach mehr und neuen Zugangs- und Aufenthaltsmöglichkeiten für die Menschen zur Naherholung.

 

Christel Staudenmaier/Karin Zimmer

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