Icon Navi

WIR - Bürger für Ingersheim (Archiv)

Alle aktuellen Nachrichten rund um Ingersheim
> Auswege aus einer Sackgasse - neue Ideen für den innerörtlichen Verkehr

Dieser Artikel befindet sich im Archiv!

WIR - Bürger für Ingersheim | 11.02.2019 – 31.03.2019

Auswege aus einer Sackgasse - neue Ideen für den innerörtlichen Verkehr

Es gibt keine Gleichbehandlung zwischen den verschiedenen Möglichkeiten der Fortbewegung in  Ingersheim.

Um das festzustellen, reicht ein Blick aus dem Fenster: Dominierend auf den Straßen ist zweifellos das Automobil - weniger als "Fahrzeug", denn als "Stehzeug". In vielen Straßen und Gassen wird, zugunsten von Parkmöglichkeiten und breitspuriger Befahrbarkeit, einseitig oder sogar komplett auf einen Gehweg verzichtet.

Es ist Usus geworden, sein Privatfahrzeug auf der Straße abzustellen, anstatt es auf dem eigenen Grundstück unterzubringen – kein Wunder, denn so ein Automobil braucht enorm viel Platz (und zwar mit steigender Tendenz¹) und natürlich ist es praktisch, die frei gewordene Garage als Unterstellplatz für allerhand Krimskrams nutzen zu können. Dass dadurch öffentlicher Platz ohne Gegenleistung quasi-privatisiert wird, ist dabei eine gern verdrängte Tatsache.

Die Platzfrage alleine wäre lediglich ein Verteilungsproblem, das mit limitierten Parkberechtigungsscheinen leicht gelöst werden könnte. Allerdings gibt es sehr viel weitreichendere Probleme mit dem Automobil im innerörtlichen Verkehr, die mit seiner konstruktionsbedingten Auslegung zu tun haben: Das Automobil, wie wir es heute kennen, ist von der Größe, der Stärke und der erreichbaren Geschwindigkeit her ein Langstreckenfahrzeug für mehrere Personen. Die daraus resultierende schiere bewegte Masse ist für jeden Menschen, der beispielsweise zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, eine potentielle Bedrohung für Leib und Leben. Dass diese Behauptung keine übertriebene Unterstellung ist, zeigt schon alleine die Tatsache, dass heute nur sehr wenige Eltern ihre Kinder guten Gewissens zum Spielen auf die Straße schicken (können) - etwas, das zu Zeiten, als Autos noch nicht omnipräsent waren, eher die Regel als die Ausnahme war. Oder fragen Sie jemanden doch einfach mal, warum er bei schönstem Wetter und relativ kurzer zurückzulegender Strecke nicht das Fahrrad benutzt: Sie haben gute Chancen, dass die Angst, von einem Auto überrollt zu werden, als erstes genannt wird.

Merke also: Wer im Dorf - entgegen dessen eigentlicher Bestimmung – mit dem Auto fährt oder es auf der Straße parkt, sorgt tendenziell dafür, dass andere es entweder ganz vermeiden, auf die Straße zu gehen oder aber, dass sich diese wiederum sicherheitshalber selbst in ein Auto setzen, um von A nach B zu kommen. Und auch hier leider wieder nicht irgendeines, sondern möglichst etwas, das seinerseits Respekt einflößen kann².

Ganz anders verhält es sich mit dem Fahrrad: Anstatt - wie beim Auto - um das ca. 20-fache schwerer als die zu befördernde (Einzel-)Person zu sein und bei der Fahrt Lärm und teilweise hochgiftigen Dreck (Abgase, Feinstaub, Mikroplastik) zu hinterlassen, ist es nur ungefähr ein Viertel so leicht wie seine "Nutzlast" und bei Betrieb praktisch geräusch- und emissionslos. Wird es nicht gebraucht, lässt es sich leicht in irgendeinem Eck verstauen. Aber selbst, wenn man es auf der Straße stehen lässt, muss ein dahinter auf dem Gehweg laufendes Schulkind nicht befürchten, für den übrigen Verkehr unsichtbar zu werden. Überhaupt versteht sich das Fahrrad prinzipiell gut mit anderen (,schwächeren) Verkehrsteilnehmern: Selbst behelmt ist die Rundumsicht und akustische Wahrnehmung der Umgebung beispielhaft. Man könnte sicherlich seitenweise über die Vorzüge von Fahrrädern für Mensch und Natur weiter schreiben - festzuhalten bleibt, dass diese Form der Fortbewegung in Ingersheim jahrzehntelang sträflich vernachlässigt wurde: Ausgewiesene, markierte Radwege sind innerhalb der Gemeinde quasi nicht existent und die bestehenden offiziellen Radwege in der Regel nichts weiter als ein schlechter Witz. Um ein besonders ärgerliches Beispiel unter vielen Versäumnissen zu nennen: Der offiziell ausgewiesene Radweg zwischen Groß- und Kleiningersheim verläuft steil (in schlimmsten Abschnitt 30 Höhenmeter auf 600m Länge), indirekt (500m länger als die direkteste (geteerte!) Feldwegverbindung) und über 300m als grobe Schotterpiste! Unter diesen Umständen ist es zwar angesichts des Klimawandels nicht gerade hilfreich, wenn Kleiningersheimer Bürgerinnen und Bürger das Auto bevorzugen, aber allemal nachvollziehbar.

WIR sind der Meinung, dass Verkehrspolitik generationengerecht, umwelt- und sozialverträglich sowie lokalwirtschaftlich sinnvoll gemacht werden kann! Dafür setzen WIR uns ein:

·          Gleichstellung der verschiedenen Mobilitätsarten! Mobilität zu Fuß oder mit dem Rad ohne Angst! Auch für Kinder!

·           Gute Radverbindungen, in alle Richtungen! Besonders aber zwischen den beiden Ortsteilen!

·          Wer zu Fuß oder mit dem Fahrrad einkauft, kauft lokal! Kostenlose Bereitstellung elektrisch unterstützter Cargo-Bikes!

·          Einrichtung einer Spielstraße rund um Grundschule, Kindergarten und SKV-Halle inklusive eines weiträumigen Park- und Halteverbots in diesen Bereichen!

·          Ausbau des ÖPNVs! Eine Haltestelle für Fischerwörth / EDEKA!

·          Kein Ausweichverkehr durchs Dorf! Verkehrsberuhigung in Forst-, Wilhelm- und Neckarstraße!

·         Der Aufrüstspirale im Automobilbau etwas entgegen halten: Keine Vergrößerung der Abstellflächen!

Michae Jarosch für WIR

-------------

1 Golf I (1974): ~6 qm, Golf VII (2012): ~7,5 qm, dagegen: sogenannter "Kompakt-SUV" BMW X3 (2017): ~9 qm (reine Fahrzeugabmessungen ohne zusätzlichen Platzbedarf für das Rangieren), Quelle: Wikipedia

² In den letzten 12 Jahren nahmen Leergewicht, Höchstgeschwindigkeit und Leistung neu zugelassener PKW um 5,5%, 5,8% bzw. 21,8% zu. Quelle: Statista

Icon SucheIcon TranslateIcon Leichte SpracheIcon Kontakt