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Ingersheim informiert (Archiv)

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Ingersheim informiert | 24.04.2019 – 08.05.2019

Biotopverbund Ingersheim – Streuobst mit zentraler Bedeutung

Ingersheim ist eine der ersten Kommunen im Landkreis Ludwigsburg, die mit Unterstützung des Fachbüros Planbar Güthler GmbH seit dem Frühjahr 2018 ein Biotopvernetzungskonzept entwickeln lässt. Ziel des Konzepts ist es, die Artenvielfalt im Gemeindegebiet zu fördern. Gelingen soll dies durch die Vernetzung gleichartiger Lebensräume, so dass der Austausch von Tier- und Pflanzenarten gewahrt bleibt oder neu entstehen kann. Hierfür sind Maßnahmen wie der Erhalt oder die Neuanlage von extensiv genutzter, d.h. wenig oder nicht gedüngter oder mit Pflanzenschutzmitteln behandelter Flächen notwendig. Da die meisten dieser Maßnahmen landwirtschaftliche Nutzflächen betreffen, war es der Gemeinde sehr wichtig, dass neben den Belangen des Naturschutzes auch die Anforderungen der Landwirtschaft innerhalb des Biotopvernetzungskonzepts berücksichtigt werden. Aus diesem Grund begleitet ein Arbeitskreis die Arbeit des beauftragen Fachbüros, der sich aus Ingersheimer Landwirten, Mitgliedern des Obst- und Gartenbauvereins sowie der Naturschutzverbände, dem Landschaftserhaltungsverband Ludwigsburg und Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung sowie des Landratsamts zusammensetzt.

 

Ein zentrales Element des Biotopverbundes stellen die Streuobstwiesen dar, die prägend für die Landschaft um Groß- und Kleiningersheim sind. Die meist alten Obstbäume auf den oft extensiv bewirtschafteten Wiesen bieten Lebensraum für über 3000 Tier- und Pflanzenarten. Die früher für die Versorgung fast aller Familien in Ingersheim wichtigen Obstwiesen sind jedoch in den letzten Jahrzehnten wirtschaftlich ins Abseits geraten. Gerade in ertragsstarken Jahren wie dem vergangenen, steht der Erlös beim Verkauf der Ernte in keinem Verhältnis zum Aufwand. Kein Wunder also, dass sich die Frage, wie Streuobstwiesen und ihre artenreiche Lebensgemeinschaft dennoch erhalten werden können, auch in Ingersheim stellt. Zumal die Erfassungen zum Zustand des Biotopverbundes rund um Ingersheim die Bedeutung der hiesigen Streuobstwiesen eindrücklich unterstrichen hat. Denn neben Arten wie dem Grünspecht und dem Gartenrotschwanz, die zu der typischen Vogelwelt strukturreicher Streuobstwiesen gehören, ließen sich auch inzwischen seltene Vogelarten wie Wendehals, Halsbandschnäpper und Grauspecht nachweisen. Dieses erfreuliche Ergebnis ist dem Engagement zahlreicher Bewirtschafter zu verdanken. So bestehen in Groß- und Kleiningersheim zwei aktive Obst- und Gartenbauvereine (OGV), deren Mitglieder zahlreiche Streuobstwiesen unterhalten. Die Gemeinde ist zudem seit Jahren Mitglied der Grünen Nachbarschaft, einem Zusammenschluss mehrerer Kommunen im Landkreis, die sich unter anderem den Erhalt der Streuobstwiesen auf die Fahnen geschrieben haben. Dennoch lässt sich immer wieder beobachten, dass die Pflege der alten Obstbäume nachlässt, abgängige Bäume nicht mehr ersetzt werden oder ganze Streuobstwiesenparzellen aus der Nutzung fallen.

 

Ein Anreiz zum Erhalt der Streuobstwiesen wäre eine bessere Vergütung der Ernte, so lautet ein Ergebnis der Beratungen des Arbeitskreises. Nach dem Motto „schützen durch nützen“ wäre Streuobstwiesenbewirtschaftern und Biotopverbund gleichermaßen geholfen. Auf Einladung von Hilde Grabenstein, der Vorsitzenden des OGV Kleiningersheim, stellte daher Thomas Wick kürzlich im Rathaus die Aufpreisinitiative „Steinkauz-Streuobstwiesen“ vor. Als eine von 60 Initiativen im Land setzt sie sich bereits seit 30 Jahren erfolgreich für den Erhalt der Streuobstwiesen ein und wächst dabei stetig. Auch Ingersheim sei herzlich willkommen in der Initiative betonte Herr Wick.

 

Die Initiative bietet ihren Mitgliedern den doppelten Marktpreis für abgelieferte Äpfel. Allerdings wird für die Produkte des „Steinkauz“ nur zertifiziertes Bio-Obst verarbeitet. Wie diese Zertifizierung abläuft und was es noch zu beachten gilt, wollten die etwa 30 interessierten Zuhörern ganz genau wissen. Wichtig sei bei Pflanzenschutz und Düngung nur Mittel der EG-Öko-Verordnung zu verwenden, so Herr Wick. Ist dies augenscheinlich gegeben, steht einer Zertifizierung bereits in diesem Jahr nichts im Wege, ansonsten ist eine Übergangszeit von drei Jahren vorgeschrieben. Die Kosten für die Zertifizierung übernimmt die Initiative. Für die Abwicklung und Organisation hat sich die Gründung eines Vereins vor Ort bewährt. Damit die Ingersheimer auch schon in diesem Jahr aktiv werden und von der langjährigen Erfahrung profitieren können, bietet sich der Streuobstverein Zabergäu als „Pate“ an. Er ist langjähriges Mitglied im Steinkauz-Streuobstwiesen-Projekt. „Wir werden ein Jahr in die Lehre gehen“ kündigte Frau Grabenstein an. Dann wollen es die Ingersheimer selber schaffen. Wer am Steinkauz-Streuobstwiesen-Projekt teilnehmen möchte, wendet sich direkt an Frau Grabenstein (hgrabenstein@web.de) oder Herrn Wick (steinkauz-projekt-beilstein@web.de). Alle Informationen finden sich außerdem auf der Internetseite des Streuobstwiesenprojekts Zabergäu (www.nabu-gueglingen.de/streuobstverein-zabergäu).

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