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NABU Ortsgruppe Hessigheim (Archiv)

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NABU Ortsgruppe Hessigheim | 17.04.2024 – 29.04.2024

Schmetterlinge und Wein

Schutz des Apollofalters an der Mosel
Dank seiner auffälligen Zeichnung mit schwarzen Flecken und rot gefüllten Ringen sowie seiner relativen Seltenheit war er schon immer der Liebling der Schmetterlingskundler und der Sammler. Heute gilt der Mosel-Apollo als Inbegriff einer gefährdeten Art schlechthin. Er wurde zum Schmetterling des Jahres 2024 gekürt.

Dank seiner auffälligen Zeichnung mit schwarzen Flecken und rot gefüllten Ringen sowie seiner relativen Seltenheit war er schon in früheren Jahrhunderten der Liebling der Schmetterlingskundler und der Sammler. Heute gilt der Apollo als Inbegriff einer gefährdeten Schmetterlingsart schlechthin. Dabei hat der Falter ein großes Verbreitungsgebiet von Spanien über fast ganz Europa bis weit nach Osten noch hinter den Baikalsee. Außerdem genießt er praktisch überall höchsten gesetzlichen Schutz und als einziger nicht-tropischer Schmetterling ist er durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES mit einem Handelsverbot belegt.

Rückgang an den Rändern
Tatsächlich verfügt der prächtige Apollo in den Kernbereichen wie den Alpen, Skandinavien und im asiatischen Teil über große Vorkommen. Prekär ist die Lage an den Verbreitungsrändern. Zwar sind an diesen Rändern Rückgänge während „schlechter Zeiten“ und natürliche Wiederbesiedlungen zu „guten Zeiten“ bei allen Tier- und Pflanzenarten Normalität. Der Apollo hat aber in den ihm zusagenden Gebirgsgegenden zahlreiche Formen oder Unterarten ausgebildet, schlechte Zeiten führen hier leicht zu deren komplettem Erlöschen. Eine natürliche Wiederbesiedlung aus anderen Vorkommen ist zudem der abgelegenen, isolierten Lagen wegen ausgesprochen schwierig.

Nachdem vor allem in den letzten rund hundert Jahren zahlreiche Standorte erloschen sind, kommt der Apollofalter in Deutschland heute nurmehr an wenigen Orten vor, darunter im Blautal bei Blaubeuren und im Altmühltal. Etwas größere Bestände gibt es noch an der Mosel, sie gelten als eigenständige Unterart Mosel-Apollofalter. Der Apollofalter nutzt dort neben den felsigen Südhängen auch alte Weinbergsmauern als Lebensraum. Auf den Mauerkronen und in den natürlichen Steilhängen oberhalb der Mosel gedeiht noch in großen Mengen die Weiße Fetthenne. Diese niedrigwüchsige Pflanze mit ihren kleinen fleischigen Blättchen ist bei uns die mit Abstand wichtigste Nahrungsquelle der Apollofalter-Raupen. In anderen Regionen fressen die Raupen auch an der nah verwandten Großen Fetthenne, bekannt als „Tripmadam“.

Die Falter dagegen ernähren sich während ihres kurzen Lebens vor allem von Disteln, Flockenblumen und Wildem Majoran. Hauptflugzeit des Falters ist Mitte Juni bis Mitte Juli, letzte Tiere lassen sich noch bis in den August hinein beobachten,. Die Eier werden ab Juni abgelegt, oft unter überhängenden Steinen oder an trockene Stängel. Die Raupe schlüpft aus dem überwinterten Ei ab Ende Februar. Je nach Witterungsverlauf verpuppt sich die Raupe gegen Mitte Mai bis Mitte Juni, um nach etwa zwei bis drei Wochen als fertiger Falter zu entschlüpfen. In anderen Regionen sind die zeitlichen Abläufe etwas verschieden.

Der Tod kam per Hubschrauber
Anfang der achtziger Jahre stand der Mosel-Apollo kurz vor der Ausrottung. Damals wurden per Hubschrauber noch große Mengen Insektengifte versprüht. Dabei traf die Giftdusche meist nicht nur die Weinberge, sondern genauso die dazwischen liegenden Trockenrasen und Felshänge. Für die Schmetterlingsraupen war das der sichere Tod. Damit nicht genug, verschwanden durch die Weinbergs-Flurbereinigung zahlreiche Trockenmauern und mit ihnen die Wuchsorte der Fetthenne.

Umgekehrt gaben die Winzer bei allzu steilen Weinbergen die mühsame Nutzung auf. Die Flächen verbrachten und verbuschten, Humus reichert sich an, der Felsenspezialist Fetthenne wurde auch dort verdrängt. Selbst der zunehmende Straßenverkehr im engen Moseltal hatte seinen Anteil am Rückgang des Apollo. Bei Zählungen am Straßenrand werden immer noch jedes Jahr 200 bis 300 tote Apollofalter gefunden.

Bestände nur vorübergehend erholt
Heute wird ein Großteil der Weinberge an der Untermosel zwischen Winningen und Burgen ohne Insektizide bewirtschaftet. Zwischenzeitlich hatten sich Apollofalter um ein vielfaches vermehrt. Doch die Freude über die vermeintliche Rettung des Mosel-Apollo war leider verfrüht. Inzwischen nehmen die Bestände wieder deutlich ab, ohne dass eine eindeutige und einzelne Ursache auszumachen wäre. Sichtungen von hundert und mehr Apollofaltern gelangen an der Mosel zuletzt um 2011, in jüngster Zeit wurden kaum mehr zweistellige Tageswerte verzeichnet.

Erneute Verbuschung ist lokal ein Thema, kann das Phänomen aber nicht ganz erklären, ebenso wenig der Einfluss von Neophyten wie dem Schmalblättrigen Greiskraut. Der Klimawandel kann eine Rolle spielen, örtliche Untersuchungen gibt es dazu aber noch nicht. Unter Verdacht steht auch das Fungizid Fluopyram. Anders als Insektengifte werden Pilzgifte nach wie vor großflächig per Hubschrauber ausgebracht. Der Wirkstoff Fluopyram ist seit 2012 im Einsatz. Die zeitliche Übereinstimmung mit dem erneuten Falterrückgang fällt auf.

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