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NABU Ortsgruppe Hessigheim (Archiv)

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NABU Ortsgruppe Hessigheim | 25.11.2022 – 03.12.2022

Hungerblümchen

Nur ein paar Krümelchen Erde

Der Winter kommt. Da ist es angebracht, eine Pflanze vorzustellen, die ganz beacht­liche Eigenschaften hat, trotz bescheidener Größe. Gemeint ist das Hungerblümchen Draba aizoides. Diese Staude wird nur fünf bis zehn Zentimeter hoch und wächst ursprünglich wild in alpinen Regionen bis hoch zur Schneegrenze. Sie kam mit den Gletschern der Eiszeit bis in niedrigere Gebiete und ist heute als Eiszeitrelikt in der Schwäbischen und Fränkischen Alb anzutreffen. Vom Aussterben bedroht, steht das Hungerblümchen als Wildpflanze unter strengem Schutz.

Das Hungerblümchen kennzeichnen etwas ledrige, immergrüne Blättchen, ein polsterförmiger Wuchs, kahle Stängelchen mit intensiv gelben Blüten in einem traubigen Blütenstand. Die Pflanze blüht früh, sobald die Witterung es zulässt. Und da die Winter immer kürzer und milder werden, schon ab Ende Februar, spätestens ab März, je nach Lage und Witterung. Solch einen Frühblüher aus gärtnerischer Anzucht pflanzt man möglichst gleich nach der Blüte, damit er sich bis Winteranfang gut etabliert.

Der Winzling ist insofern bemerkenswert, als er denkbar bescheidene Ansprüche hat. Dies betrifft vor allen Dingen den Boden. Der sei stickstoff- und humusarm, doch kalkhaltig, dazu unbedingt wasserdurchlässig, steinig und felsig. Es genügen ein paar Krümelchen Erde. Außerdem ist reichlich Sonne gefragt, obwohl die Pflanze auch in hellem Schatten gedeiht. Sonne ist ihr jedoch lieber.

Wenn Hungerblümchen so früh blüht, freuen sich Bienen, sofern es wärmer ist als 9°. Vorher macht sich keine Biene auf den Weg und sorgt für Bestäubung der Blüten. Bestäubung bleibt also mitunter aus. Dann bestäuben Hungerblümchen sich selbst, in dem sie sich bei Nacht oder Regen schließen und das Übrige tun. Der Bestäubung folgt Befruchtung. Zur Samenbildung und Verbreitung lassen sich die Pflanzen Zeit. Sie sind sogenannte Wintersteher, die die Samen nicht wie viele Pflanzen schon im Sommer, spätestens im Herbst verteilen, sondern ihn über Winter halten und erst im Frühjahr loslassen.

Hungerblümchen sind ideale Pflanzen für karge Standorte: Steinbeete, Mauerspalten, Fugenritzen von Plattenwegen, Tröge, alle möglichst nah am Haus, weil man andernfalls die Pflanzen wegen Winzigkeit gar nicht richtig wahrnehmen würde. Das Substrat sei entsprechend locker, durchlässig, humus- und nährstoffarm. Die gelben Blüten passen wunderbar zu hell- und dunkelblauen Vorfrühlingsschwertlilien. Man setze keine wüchsigen Polsterstauden und ähnliche neben Hungerblümchen. Gegen solche kann es sich nicht behaupten.

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