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Landratsamt Ludwigsburg | 27.09.2023 – 04.10.2023

Neues Modellprojekt „Pflegeauszeit“ im Sozialausschuss vorgestellt

Landrat Dietmar Allgaier: „Damit wollen wir das wichtige und hochaktuelle Thema in die Mitte der Gesellschaft holen“

Ludwigsburg. Trotz Überlastung halten viele pflegende Angehörige die Kurzzeitpflege in einer Einrichtung für keine geeignete Versorgungsform für ihre Angehörigen. Das ist das zentrale Ergebnis einer Befragung im Rahmen des Modellprojekts „Pflegefrei – Planbare Auszeiten für Menschen in Sorge und Pflegeverantwortung“. Die Altenhilfe-Fachberatung des Landratsamts hat deshalb das Nachfolge-Modellprojekt „Pflegeauszeit“ entwickelt, das am Freitag (22. September) in der Sitzung des Kreistag-Sozialausschusses vorgestellt wurde. „Mit dem neuen Modellprojekt wollen wir das wichtige und hochaktuelle Thema ‚Auszeiten für pflegende Angehörige‘ in die Mitte der Gesellschaft holen“, sagte Landrat Dietmar Allgaier.

Pflegende An- und Zugehörige sind in kein Hilfesystem eingebunden

Die Kurzzeitpflege ist als entlastendes Element in der häuslichen Pflege einer der wichtigen Bausteine zur Sicherung der Versorgung pflegebedürftiger Menschen. In der Regel wird die Kurzzeitpflege in stationären Pflegeeinrichtungen angeboten. Durch den Fachkräftemangel wird es immer schwieriger, den steigenden Bedarf an Pflegeplätzen und weiteren Pflegeleistungen zu erfüllen. 83 Prozent der Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg werden zu Hause versorgt – ein Großteil davon ausschließlich von Angehörigen. Doch pflegende An- und Zugehörige sind in kein Hilfesystem eingebunden, das in Überlastungssituationen oder im Verhinderungsfall die Versorgung der Pflegebedürftigen sicherstellen kann. Deshalb benötigen An- und Zugehörige Unterstützung bei der Entwicklung geeigneter Strategien der Selbstsorge und bei der Einbindung der Hilfen von außen.

Modellprojekt verfolgt mehrere Ziele und Grundgedanken

Mit dem Modellprojekt „Pflegeauszeit“ wird die Realisierung häuslicher Kurzzeitpflege und die damit verbundene Auszeit für die pflegenden An- und Zugehörigen gefördert. Dabei sollen mehrere Ziele und Grundgedanken verfolgt werden: Die Übernahme der Sorge- und Pflegeverantwortung führt oft dazu, dass die eigene Gesundheit der An- und Zugehörigen leidet; Zielgruppe des Projekts sind Menschen mit Hilfe- oder Pflegebedarf und ihre An- und Zugehörigen, die Unterstützung bei der Organisation einer planbaren Auszeit benötigen, um die im Rahmen der Pflegeversicherung vorgesehene Entlastung in Anspruch nehmen zu können; im Rahmen des Projekt soll eine ganzheitliche Sichtweise verfolgt werden, dabei steht der Grundgedanke der Ambulantisierung und das Konzept der Stärkung vorhandener Potenziale im Fokus; zur Entwicklung und Umsetzung von bedarfsorientierten individuellen Kurzzeitpflegemodellen wird eine Beratungsstelle eingerichtet – die An- und Zugehörigen legen dabei selbst fest, wer zu ihrem persönlichen Vertrauensnetzwerk gehört; digitale und analoge Informations-, Beratungs- und Schulungsangebote sollen entwickelt und allen Beteiligten zur Verfügung gestellt werden; darüber hinaus sollen digitale Angebote wie Apps oder Plattformen entwickelt und aufgebaut werden, sodass neue Formen des Miteinanders im Sinne einer Sharing-Community entstehen. Der Landkreis beschreitet gemeinsam mit dem Sozialministerium mit diesem innovativen Projekt einen neuen Weg und investiert in die Verbesserung der pflegerischen Infrastruktur, die direkt bei den pflegenden Angehörigen ankommt und den Wunsch des Pflegebedürftigen nach Selbstbestimmung entspricht.

Land übernimmt 90 Prozent der Gesamtkosten

Das Projekt „Pflegeauszeit“ ist in die Förderung des Innovationsprogramms Pflege 2023 des Landes Baden-Württemberg aufgenommen worden. Es läuft bis zum 30. September 2026. Die Fördersumme beträgt 411.300 Euro, das sind 90 Prozent der Gesamtkosten. Der Eigenanteil des Landkreises wird über die Personalkosten der Altenhilfe-Fachberatung getragen. Weitere Kosten entstehen für den Landkreis nicht. Für das Projekt sind zwei Mitarbeitende mit insgesamt 1,5 Vollzeitstellen vorgesehen. Für Kooperationen werden auf Ebene der Städte und Gemeinden noch Gespräche geführt. Die Projekt-Ergebnissen werden wieder wissenschaftlich dokumentiert.

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