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Landratsamt Ludwigsburg (Archiv)

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Landratsamt Ludwigsburg | 29.11.2023 – 13.12.2023

Hilfe für Opfer von Vergewaltigung

Projekt ermöglicht medizinische Versorgung und Spurensicherung – Anzeige bei der Polizei ist kein Muss

Ludwigsburg. Das Projekt „Soforthilfe nach Vergewaltigung“ feiert sein zweites Jubiläum. Von sexueller Gewalt betroffene Personen ermöglicht das Projekt eine unkomplizierte und diskrete medizinische Versorgung, die auch eine professionelle und gerichtlich anerkannte Spurensicherung umfasst. Eine Anzeige bei der Polizei muss dabei nicht erfolgen.

Kurz vor dem Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November bedankten sich Cynthia Schönau, Gleichstellungsbeauftragte beim Landratsamt Ludwigsburg, und Dr. Uschi Traub, Leiterin der Gesundheitsförderung, bei Professor Dr. Sebastian Berlit, Chefarzt der Gynäkologie, Professor Dr. Jochen Meyburg, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, und Oberärztin Dr. Melanie Burger für die Arbeit des Klinikpersonals. Symbolisch hatten die Vertreterinnen der Projektgruppe einen Obstkorb und Giveaways mit „Herz“ ins Klinikum mitgebracht.

Untersuchung und Spurensicherung verbessern Erfolgschancen einer Anzeige

Das Projekt richtet sich an Betroffene ab 14 Jahren. Darüber hinaus profitieren sie von einer vertraulichen Beratung und der raschen Vermittlung ins psychosoziale Hilfesystem. Im Landkreis Ludwigsburg ist das Projekt am 25. November 2021 gestartet. Im ersten Jahr haben acht Frauen die Soforthilfe nach einer Vergewaltigung in Anspruch genommen. In diesem Jahr kamen bislang nur drei Betroffene ins Klinikum. „Leider liegt dies nicht an einem Rückgang der Gewalttaten“, sagt Dr. Traub. Sie appelliert an Betroffene, das Klinikum nach der Tat aufzusuchen. „Alle Frauen, die sich an die Klinik gewandt haben, haben das Angebot der Befundsicherung in der Rechtsmedizin genutzt und damit ihre Erfolgschancen bei einer späteren Anzeige verbessert.“ Für Professor Berlit ist die Unterstützung des Projektes selbstverständlich, obwohl es Mehraufwand für sein Team bedeutet: „Die individuelle Hilfe jeder Frau, besonders in einer Notsituation, mit Empathie und Professionalität hat für uns höchste Priorität“ Dr. Burger ergänzt: „Für uns als Kinderklinik ist die Soforthilfe nach Vergewaltigung ein großer Zugewinn und gibt uns Handlungssicherheit. So können wir Jugendliche nach Vergewaltigung über ihre Optionen aufklären und beraten und sie dann zur weiteren Versorgung in die Frauenklink begleiten.“

Angebot soll immer bekannter werden, damit Opfer Hilfe erhalten

„Jede Vergewaltigung ist ein medizinischer Notfall“, so Dr. Traub weiter. „Jede betroffene Person braucht Unterstützung durch verschiedene Experten. Deshalb bin ich dankbar für unser Netzwerk. Nur wenn die Versorgungswege bekannt sind, können Frauen sie nutzen. Damit das Angebot bei den Bürgerinnen und Bürgern in den Köpfen bleibt, ist eine regelmäßige Präsenz in den Medien und der Öffentlichkeit enorm wichtig für uns. Deshalb finden Plakat- und Postkartenaktionen, Vorstellungen in verschiedenen Gremien etc. statt.“

Das Projekt am Ludwigsburger Klinikum geht auf eine Initiative des Frauennotrufs Frankfurt zurück. Dort feiert man bereits das zehnte Jubiläum. Aus dem Modellprojekt von damals ist inzwischen eine bundesweite Initiative gewachsen, mit 36 angeschlossenen Krankenhäusern in 27 Regionen in verschiedenen Bundesländern. In der vergangenen Dekade konnten mehr als 1.100 Frauen medizinisch versorgt werden.

Hintergrund zum Projekt

Die „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ im Landkreis Ludwigsburg ist eine Initiative der Gleichstellungsbeauftragten und des Gesundheitsdezernats des Landratsamts Ludwigsburg, des RKH Klinikums Ludwigsburg, der Fachberatungsstellen Silberdistel e. V. und Frauen für Frauen e. V. sowie des Referats Prävention des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. Betroffene finden unter www.soforthilfe-nach-vergewaltigung.de einen Handlungsleitfaden sowie die Adressen und Telefonnummern der Kliniken. Weitere Auskünfte erteilen gerne auch Dr. Uschi Traub und Mandy Bronner vom Gesundheitsamt unter der Telefonnummer 07141 / 144 2520 bzw. per E-Mail an gesundheitsfoerderung@landkreis-ludwigsburg.de.

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