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NABU Ortsgruppe Hessigheim

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NABU Ortsgruppe Hessigheim | 12.03.2025

Heimökosystem 1

Ökosystem zu Hause (1)
Aus bis zu Hundert verschiedenen Arten von Gliederfüßern kann ein heimliches Ökosystem daheim bestehen. Zu den Gliederfüßern (Arthropoden) zählen Krebstiere wie Kellerasseln, Spinnenartige wie Spinnen und Milben sowie Insekten wie Motten, Speckkäfer oder Stubenfliegen.
Viele dieser Tiere stammen ursprünglich aus wärmeren Ländern, wo sie meist im Freien leben. Im Gepäck des Menschen konnten Sie ihren Lebensraum auch auf nördliche Regionen ausdehnen – ein Trend, den nicht nur globaler Handel und weltumspannende Mobilität anheizen, sondern auch der Klimawandel. Arthropoden, denen es in ihrer neuen Heimat im Freien zu kalt ist, finden in menschlichen Behausungen ein behagliches Lebensumfeld. Dort ist es warm, irgendwo gibt es meist auch Wasser, Vorratsschränke und Abfalleimer bieten sich als Nahrungsquelle an. Günstige Lebensbedingungen also für einen quicklebendigen Mesokosmos, dessen Artenzusammensetzung sich von Haushalt zu Haushalt unterscheiden kann.

Ur-Insekten zu Hause
Eine Insektenart, die in fast jeder deutschen Wohnung vorkommen dürfte, ist das Silberfischchen. Die silbrig, grau glänzenden, etwa zehn Millimeter langen Tierchen halten sich tagsüber versteckt. Man bemerkt sie meist nur, wenn man nachts im Bad das Licht anmacht. Dann verschwinden sie blitzschnell in ihren Verstecken hinter Fliesen oder in den Fugen dazwischen. Silberfischchen halten sich bevorzugt in Nassräumen auf, denn sie sind auf ein feuchtwarmes Lebensumfeld angewiesen. Die Nahrung dieser Ur-Insekten, die vermutlich schon seit 100 Millionen Jahren existieren, besteht aus Zucker und Schimmel, aus menschlichen Haaren und Hautschuppen sowie aus stärkehaltigen Stoffen wie etwa Tapetenkleister.
Vereinzelt in Bad, Küche oder Waschkeller vorkommende Silberfischchen sind harmlos. Eine Massenvermehrung ist dagegen ein Warnsignal für zu hohe Luftfeuchtigkeit und Schimmelbefall. Zudem fressen Silberfischchen Hausstaubmilben. Das nützt dem Menschen, denn Milbenkot kann Allergien auslösen. Allerdings sorgt der moderne Wohnungsbau mit Zentralheizung und isolierten Wänden für einen Rückgang der Bestände, da die trockene Luft den Tieren zu schaffen macht.
Was den Silberfischchen schadet, nützt ihren Verwandten, den Papierfischchen, die es warm und trocken mögen und sich in gut gedämmten Neubauten deshalb besonders wohl fühlen. Um die beiden Arten voneinander zu u unterscheiden, muss man genau hinsehen: Papierfischchen sind matt und dunkel graubraun gefärbt sowie mit bis zu 15 Millimetern Körperlänge größer als Silberfischchen. Eindeutig identifizieren lassen sie sich anhand dreier antennenartiger Fortsätze am Körperende, die deutlich länger sind als beim Silberfischchen.
Papierfischchen wurden hierzulande erstmal 2007 entdeckt. Seitdem haben sie sich weit verbreitet, wozu auch der stetig wachsende Onlinehandel beiträgt. Denn Papierfischchen, die hier nur in Gebäuden überleben können, ernähren sich zumeist von Papier und Kartonagen und reisen oftmals in Warensendungen mit. Treten die Tierchen geballt auf, werden sie durch die von ihnen verursachten Fraßschäden vor allem für Archive oder Bibliotheken zum Problem. Aber auch Privathaushalte können betroffen sein.

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