Landratsamt Ludwigsburg | 21.05.2025
Handwerk Trockenmauerbau soll Immaterielles Kulturerbe der UNESCO werden
Ludwigsburg. Der Landkreis Ludwigsburg und der Weinbauverband Württemberg beteiligen sich an der bundesweiten Initiative zur Aufnahme des Handwerks des Trockenmauerbaus in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO. Der Trockenmauerbau ist eine jahrhundertealte Handwerkskunst, die nicht nur die Kulturlandschaft in Württemberg prägt, sondern in ganz Deutschland eine bedeutende Rolle spielt: Von den Steillagen im Weinbau über historische Friedhofsmauern und Burgruinen bis hin zu Böschungsmauern und Umfriedungen – überall in Deutschland sind Trockenmauern wichtige Elemente des kulturellen Erbes.
„Die Trockenmauern sind das Rückgrat der Kulturlandschaft unseres Landkreises und bieten einen Mehrwert für die ganze Gesellschaft. Die Weinbergsteillagen dienen sowohl als Erholungs- und Tourismusraum, als auch als Hangsicherung und wichtiger Bereich der Biodiversität. Es ist mir wichtig, dem Handwerk des Mauerbaus und damit den Menschen, die diese Kunst mit Schweiß und Geschick ausüben, Anerkennung und Dank zukommen zu lassen. Deshalb unterstützen wir gern die Initiative zur Anerkennung als Immaterielles UNESCO-Kulturerbe“, sagt Landrat Dietmar Allgaier.
Die Federführung der Bewerbung hat die Regionalinitiative „Faszination Mosel“ übernommen. „Eine Eintragung als Immaterielles Kulturerbe wäre eine wertvolle Anerkennung und könnte neue Impulse für Schutzmaßnahmen, Weiterbildungen und die Wertschätzung dieses traditionsreichen Handwerks bringen“, so der Landrat weiter.
Mit Aufgabe der Flächen verlieren Trockenmauern den eigentlichen Sinn ihrer Entstehung
Das Handwerk des Trockenmauerbaus ist in Württemberg verbunden mit dem Weinbau insbesondere an Neckar und Enz. Dieser ist aktuell unter großem wirtschaftlichem Druck. So sind in den vergangenen vier Jahren rund zehn Prozent der Steillagenflächen aus der Bewirtschaftung genommen worden. Mit der Aufgabe der Flächen verlieren die Trockenmauern den eigentlichen Sinn ihrer Entstehung. „Der Erhalt der Mauern und damit die Bewahrung des Handwerks kann uns nur gelingen, wenn die Flächen weiterhin bewirtschaftet werden. Dafür wird ein auskömmlicher Preis des Weines benötigt. Mit der Anerkennung des Handwerks des Mauerbaus als Kulturerbe besteht die Möglichkeit, die Bevölkerung und Konsumenten auf die Einzigartigkeit dieser Kulturlandschaft aufmerksam zu machen“, so Dietrich Rembold, Präsident des Weinbauverbandes Württemberg e.V.
Alle relevanten Akteure können sich an der Bewerbung beteiligen
Damit die Bewerbung möglichst viele Facetten des Trockenmauerbaus abbildet, wurde ein bundesweiter Beteiligungsprozess ins Leben gerufen. Alle relevanten Akteurinnen und Akteure – Menschen aus Handwerk, aus Wissenschaft, Fachleute aus dem Natur- und Denkmalschutz sowie regionale Initiativen – sind eingeladen, sich bei einer Online-Umfrage unter: https://daten.kv-bks-wil.de/apps/forms/s/jrxFmrm23DfWDJ4AgHwd5PAS einzubringen.
Hintergrund: Steillagen im Landkreis Ludwigsburg
Der Landkreis Ludwigsburg wird als der Kreis in Deutschland mit den meisten Trockenmauern genannt. Auch wenn genaue Zahlen fehlen, da es sich weinbaurechtlich nur um einen speziellen Teilbereich der Abgrenzung Steillage handelt. Die Terrassenlagen sind fast ausschließlich in Handarbeit zu bewirtschaften. Der Arbeitsaufwand liegt um das Vierfache höher als in fahrbaren Lagen.
Im Landkreis gibt es seit 2023 die Teilzeit-Stelle einer Steillagenbeauftragten. Hier werden Kommunen, Bewirtschafter und kreative Ideen rund um das Thema Erhalt der Kulturlandschaft Steillage unterstützt.
Weitere Informationen finden Interessierte auf der Homepage des Landkreises Ludwigsburg.
Info zum Weinbauverband Württemberg e.V.
Der Weinbauverband Württemberg e.V. ist die berufsständische und wirtschaftspolitische Vertretung der Weinerzeuger Württembergs. Er hat außerdem die Einhaltung und Förderung des einheimischen Weinbaus zu gewährleisten, unter anderem auch durch die Führung des Lastenheftes zur Produktspezifikation der geschützten Ursprungsbezeichnung „g.U. Württemberg“. Der Verband hat rund 10.500 Mitglieder im Tätigkeitsbereich des bestimmten Anbaugebietes Württemberg und repräsentiert über 95 Prozent der Erzeuger sowie der erzeugten Weinmenge.
Weitere Informationen sind auf der Homepage des Weinbauverbandes Württemberg e.V. zu finden.