NABU Ortsgruppe Hessigheim | 04.06.2025
Wachsam und wenig – ein kleines Raubtier, das sich lautlos durchs Unterholz schlängelt. Seine schwarze Schwanzspitze verrät es: Das Hermelin. Im Sommer mit Fell in warmem Rotbraun und weißer Unterseite, im Winter verwandelt es sich in ein weißes Gespenst, perfekt getarnt im Schnee. Diese Schönheit wurde dem Hermelin jedoch einst zum Verhängnis. Könige und Adelige schmückten sich mit dem edlen Pelz, gekrönt von den charakteristischen Schwanzspitzen. Noch bis ins 20. Jahrhundert wurde das Hermelin deshalb erbarmungslos gejagt – heute steht es in vielen Ländern unter Schutz.
Jetzt erholt sich die Population des Kurzschwanzwiesels, wie es noch genannt wird, in Europa, Nordamerika und Asien. Es bevorzugt offene Landschaften, Waldränder und Heiden, wo es mit seiner Wendigkeit und Schnelligkeit Jagd auf Scher-, Erd- und Feldmäuse macht. Doch auch Jäger haben Feinde: Füchse, Greifvögel und manchmal sogar Hauskatzen.
Sein einziger Schutz? Ein Verhalten, das selbst Forscher noch vor Rätsel stellt. Denn das Hermelin bewegt sich oft auf fast tänzerische Art: wilde Sprünge, abrupte Richtungswechsel. Manche vermuten, es handelt sich um Spielverhalten oder eine Strategie, um Beutetiere zu verwirren und dann in den Bau zu verschleppen. In genau diesen geschützten Bauten, oft verlassene Mäusenester, oder unter Baumwurzeln wächst auch die neue Generation heran. Obwohl Hermeline sich im Sommer paaren, kommen die Jungen erst im nächsten Frühjahr zur Welt. Grund dafür ist die sogenannte Keimruhe – eine Verzögerung in der Entwicklung des Embryos. Erst wenn die Bedingungen im Frühjahr optimal sind, setzt das Wachstum ein. Nach rund vier Wochen Tragzeit bringt das Weibchen dann vier bis zwölf winzige blinde Junge zur Welt.
Der Mai ist daher eine besondere Zeit für das Hermelin. Wer mit Geduld und wachem Auge durch die Natur streicht, kann mit Glück ein Weibchen erspähen, das Nahrung für den Nachwuchs sucht. Besonders an Feldrändern, in Hecken oder in der Nähe von Steinmauern lohnt es sich, mit einem Fernglas ganz, ganz still Ausschau zu halten.