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NABU Ortsgruppe Hessigheim | 23.10.2025

Stürme

Was sind eigentlich außertropische Zyklone

Der Wind frischt auf, Bäume biegen sich, die Blätter tanzen, und irgendwo über dem Atlantik dreht sich ein unsichtbares Kraftwerk: ein außertropischer Zyklon, Stammgast im europäischen Herbst. Doch genau was steckt hinter diesen großräumigen Tiefdruckgebieten, die regelmäßig Sturm, Regen und Wetterumschwünge mit sich bringen?

Der Herbst ist eine Übergangszeit und das zeigt sich besonders eindrucksvoll in der Atmosphäre. Während das Meer noch die sommerliche Wärme gespeichert hat, strömt von Norden bereits kalte Polarluft herbei. Am Rande dieser eisigen Luftmassen, der sogenannten Polarfront, entsteht ein spannungsgeladener Kontrast, aus dem ein rotierendes Tiefdrucksystem erwächst: ein Frontal-Z Der physikalische Prozess, der sich dahinter verbirgt, wird als barokline Instabilität bezeichnet. Diese Abweichungen in der Atmosphäre beruhen auf horizontalen Temperaturunterschieden. Wenn kalte und warme Luftmassen mit unterschiedlicher Dichte und Geschwindigkeit aufeinandertreffen, kommt es zu einer Umverteilung von Energie. Die warme Luft wird über die Kaltfront geschoben, wodurch der Luftdruck im Zentrum des Systems rapide abfällt. Durch den Druckverlust wird Luft spiralartig nach innen angesaugt und strömt nach oben. Verstärkt durch die Corioliskraft entsteht so ein riesiger Wirbel, der sich hier auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn dreht.

Die Meteorologie unterscheidet meist drei Phasen im Lebenszyklus eines solchen Zyklons: Angefangen mit der Zyklogenese, kommt es zu einer kleinen Unregelmäßigkeit an der Polarfront, die die Rotation in Gang setzt. Dann entwickelt sich in der Reifephase ein vollausgeprägtes mit klarer Warm- und Kaltfront. Während der Okklusion schließlich holt die schnellere Kaltfront die Warmfront ein, und der Zyklon löst sich wieder auf. Was auf Wetterkarten als Tiefdrucksystem erscheint, spüren wir als typisches Herbstwetter: an manchen Tagen ein milder Wind mit steigenden Temperaturen, an anderen dunkle Wolken, Regenschauer und ein abrupter Temperatursturz, begleitet von kräftigen Böen. Im Herbst sind die Temperaturgegensätze zwischen den Polen und dem Äquator besonders ausgeprägt, ein idealer Nährboden für die Entstehung solcher Systeme. Gleichzeitig fördert das noch aufgeheizte Meer die Bildung feuchter Warmluft. Die Kombination beider Faktoren macht den Herbst zur Hochsaison von Tiefdruckgebieten in den mittleren Breiten, Auch wenn außertropische Zyklone weniger mediale Aufmerksamkeit erhalten als tropische Wirbelstürme, sind sie mindestens ebenso wetterwirksam. Denn Zyklone formen nicht nur unser Herbstwetter, die treiben auch den globalen Luftaustausch an. Sie transportieren Wärme, Feuchtigkeit und Energie über Kontinente hinweg, beeinflussen Meeresströmungen und prägen langfristig das Klima. Was wir lokal als nassen, stürmischen Herbsttag erleben, ist in Wirklichkeit Teil eines gewaltigen atmosphärischen Systems.