NABU Ortsgruppe Hessigheim | 11.12.2025
Obwohl die heißesten Regionen unserer Erde und die Polargebiete derart gegensätzlich sind, gibt es spannende Gemeinsamkeiten. Dünen sind den meisten Menschen nur im Zusammenhang mit Wüsten oder dem Strandurlaub ein Begriff, aber es gibt sie auch in den kalten Gegenden unseres Planeten. Die sogenannten Schneedünen bestehen wie die Sandvariante aus verschiedenen Strukturen. Sie entstehen, wenn der Wind lockere Schneekristalle von windabgewandten (Lee) zu den windzugewandten Hängen (luv) transportiert oder sie in Mulden und Rinnen ablagert. So wird die Schneeoberfläche als neue Schicht auf dem Altschnee umorganisiert. Das Zusammenspiel von Windstärke und -richtung sowie der physikalischen Beschaffenheit des Schnees wirkt sich auf Form und Ausrichtung der Schneebrettansammlungen aus. Es werden sieben verschiedene Typen unterschieden: darunter kleine wellenartige Schneerippeln oder halbmondförmige Barchandünen. Darüber hinaus gibt es Quer- sowie Längsdünen, die die Windrichtung kreuzen bzw. parallel zu ihr laufen. Schneewellen wiederum erinnern optisch an eingefrorene Meereswellen, wohingegen andere Oberflächen glatt und rutschig sind. Die verbreiteste Schneestruktur sind Sastrugi. Als harte, windgeformte Schnee- oder Eiskämme mit scharfen Kanten und steilen Windseiten sind sie besonders berüchtigt bei Wintersportlern: Doch Achtung: Schneedünen sind oft instabil, wodurch die Lawinengefahr steigt.
Je nach Jahreszeit können die verschiedenen Arten bis zu elf Prozent der Erdoberfläche bedecken. Dabei sind Schneedünen weit mehr als Skipisten oder ein malerisches Wintermotiv. Sie sind ein wichtiger Indikator für die Dynamik der Atmosphäre. Weil sie so sensibel auf Veränderungen reagieren, lassen sich aus den eisigen Dünen wertvolle Rückschlüsse auf lokale Wetter- und Klimabedingungen ziehen. In Polarregionen und Hochgebirgen zeigt sich an den Schneeformationen beispielsweise genau, wie der Wind den Schnee umverteilt, verdichtet oder erodiert und wie sich das auf Energie-, Wärme- und Feuchtigkeitsflüsse zwischen Oberfläche und Umgebung auswirkt. Solche Prozesse sind entscheidend für die Genauigkeit von entsprechenden Klimamodellen.
Zudem verändern Schneedünen die Oberflächenstruktur so stark, dass sie Messungen von Satelliten beeinflussen können. Wer die Muster der Dünen versteht, kann jedoch die gewonnenen Fernerkundungsdaten präziser auswerten und Fehlerquellen vermeiden. Auch für die Glaziologie, die Wissenschaft von Eis und Schnee, sind Schneedünen von Bedeutung. Ihre Form und Verteilung helfen dabei, geeignete Bohrstandorte zu finden und die dort gespeicherten Klimainformationen richtig zu interpretieren. Und wie ihre sandigen Verwandten, folgen auch Schneeansammlungen physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Das erlernen ihrer Sprache gibt so Einblicke in Umweltprozesse – vom lokalem Wettergeschehen bis hin zum globalen Klimasystem.